Vom emotionalen Auf und Ab des Älterwerdens

Älterwerden ist ein Prozess. An diesem alternswissenschaftlichen Paradigma rüttelt heute niemand mehr. Man ist sich einig. Doch was so einfach klingt, ist in der Praxis hoch kompliziert. Es gibt kein richtig und kein falsch. Es gibt nur individuelle Wege und für viele Menschen ist das Älterwerden ein ewiges Auf und Ab. 

Eine Krise zum 40. Geburtstag

Es begann vor 17 Jahren, mit einer ersten kleinen Krise. Ich sollte meinen 40. Geburtstag feiern und hatte keinen Bock drauf. Irgendwie fühlte sich der nahende Geburtstag nach Melancholie an und nach „jetzt ist das bunte Leben vorüber“. Ich erlebte meine erste Alternskrise. Und das kurz nach dem Abschluss des Studiums der Gerontologie (Alternswissenschaften). Darf man als Alternswissenschaftlerin mit dem Alter überhaupt Probleme haben, ging mir damals durch den Kopf. Selbstverständlich nicht!  Also erzählte ich kaum jemandem davon. Nur meinem Mann, er lächelte nachsichtig, und einer Freundin. Sie, selbst über 50, tröstete mich: „Das ist bloß der 40er! Beim 50er lachst Du darüber.“  Na hoffentlich!

Mein Älterwerden- ein ewiges Auf und Ab

Mittlerweile bin ich 57 Jahre alt. Meine Freundin hatte tatsächlich recht, den 50er habe ich gefeiert, von Krise keine Spur, obwohl mich damals alle danach gefragt haben. Was trotzdem geblieben ist, ist das Auf und Ab der Gefühle. Denn obwohl ich eine grundsätzlich sehr positive Einstellung zum Älterwerden habe und die Meinung vertrete, dass das Älterwerden Teil unseres Lebens ist und überzeugt davon bin, dass das Älterwerden spannend ist, die Lebensphase Alter eine aufregende Zeit, bemerke ich, dass ich eben nicht immer ein stabiles positives Gefühl durchlebe, sondern mein Älterwerden ein Auf und Ab ist und emotionalen Schwankungen unterliegt.

Was mich derzeit beschäftigt, wo es mich emotional grad rumreißt, könnt Ihr in meinen sehr persönlichen YouTube-Video dieser Woche sehen.

Älterwerden/ Altern ist Arbeit mit sich selbst

Wie es mir geht, so geht es vielen Menschen, da bin ich sicher. Das bewusste Älterwerden ist eine wiederkehrende Beschäftigung mit den beiden Polen „Annehmen“ und „Ärger“.

Der Prozess des Älterwerdens läuft biologisch von selbst ab. Alt werden wir ohne unser Zutun. Das körperliche Altern schreitet voran und voran und voran. Unerbittlich und unaufhaltsam. Psychisch bedeutet der Prozess des Alterns aber Arbeit, es geht darum, Veränderungen wahrzunehmen, zu akzeptieren, sie annehmen, den eigenen Umgang mit den Veränderungen reflektieren und einen ganz persönlichen Weg zu finden. den Sinn des Alters erkennen lernen, sich neu definieren und und und…..

Umgehen mit dem Auf und Ab - Ich als Coach fürs Älterwerden

Mittlerweile gibt’s bereits einige Coaches, die das Älterwerden als Geschäftsfeld entdeckt haben und das ist auch gut so. Ich finde, es braucht hier Vielfalt, unterschiedliche Role Models fürs Älterwerden, es braucht BeraterInnen, TrainerInnen und Coaches.

Was mich manchmal nervt bei anderen Coaches (davon einige auch sehr bekannt und erfolgreich), ist dieses permanente Versprühen von Fröhlichkeit. Es geht bei vielen meiner KollegInnen immer ums Glücklichsein. Aber wann im Leben waren wir bitte immer ausschließlich glücklich? Mich erinnert das an das ewige "positiv Denken-Gedöns", das jeder kritischen Auseinandersetzung den Boden abgräbt, das Probleme oftmals übertüncht und dadurch inneres Wachstums eher behindert. Versteht mich nicht falsch, positives Denken ist großartig. Aber manchmal geht es aus meiner Sicht halt auch um etwas anderes. Die "positiv Denken-Strategie" mag für viele Menschen ein Weg sein. Mir als Coach und Alternswissenschaftlerin ist diese Strategie aber oft zu banal. Das Leben ist Glück, aber manchmal halt auch Schmerz. Und oft ist es genau der Schmerz, der zur Erneuerung und damit zur Wandlung führt, das Hinschauen auf diesen Schmerz, das Durchgehen durch den Schmerz.

Älterwerden ist ein Prozess.

Prozesse sind nie linear. Sie sind immer kreisförmig, ein emotionales Auf und Ab, es geht darum Erfahrungen zu machen, diese zu reflektieren und dabei zu lernen und zu wachsen. Ich glaube sogar, genau DAS macht das Älterwerden aus. Im Älterwerden definieren wir uns nach und nach neu und nehmen dabei unsere gesamte Lebensgeschichte mit. DAS finde ich spannend an diesem Prozess des Alterns.

Und deshalb: Ja, älter zu werden ist nicht immer und in jeder Sekunde fein. Manchmal strudeln wir, manchmal ärgern wir uns und dann wieder genießen wir all das Positive, was das Älterwerden mit sich bringt. Die Freiheit etwa und das Glück, vielleicht auch das Gefühl, die Zusammenhänge dieser Welt immer besser zu verstehen oder die Fähigkeit, Glück tiefer zu empfinden als je zuvor. Älterwerden ist großartig! Aber halt nicht immer 😊 Und dann, wenn es einen so richtig rumbeutelt, soll man das sagen können, ohne beschämt oder belächelt zu werden.

Sollte das Älterwerden Dich gerade beschäftigen, Du das Gefühl haben, ein wenig mentale Unterstützung würde Dir gut tun, HIER gehts zu meinem Coaching-Angebot.