Journaling als Morgenritual

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Journaling ist in aller Munde. Jede tut es plötzlich. Die einen morgens, die anderen abends. Jede schwärmt. Doch was genau soll dieses Journaling sein? Ist es einfach nur eine neue Bezeichnung für das altmodische "Tagebuch schreiben"? Oder steckt mehr dahinter? In diesem Artikel erzähle ich Dir von meinem Journaling. Ja, Du liest richtig: Auch ich tue es mit Leidenschaft! Ich betreibe seit rund 7 Wochen Journaling als Morgenritual.

Journaling mein Morgenritual

Gedanken, Gedanken, Gedanken.....den ganzen Tag

Vielleicht kennst du das auch: Du sitzt irgendwo, trinkst einen Kaffee, schaust ins Leere. Deine Gedanken kommen und gehen. Oder Du arbeitest konzentriert an einer Sache. Trotzdem gehen dir parallel, zu Deinen beruflichen Gedanken, tausend andere Dinge durch den Kopf. Du denkst an den kommenden Abend, was Du machen wirst, wen du treffen wirst. Vielleicht gibt es auch innere Stimmen, die sich melden und dir zuraunen. Deine innere Kritikerin etwa, sie rügt dich, weil du morgens wieder keinen Sport gemacht hast oder sie warnt dich vor irgendwelchen Gefahren…und und und….

Tagtäglich gehen uns auf diese Art und Weise tausende Gedanken durch den Kopf. Die meisten ziehen an uns vorbei, beziehungsweise durch uns durch. Sie kommen, gehen und landen nie in unserem Bewusstsein. Trotzdem haben sie, ohne dass wir es merken, ihre Wirkung. Sie stören etwa unsere Produktivität beim Arbeiten. Sie haben Einfluss darauf was wir wagen und wie wir unsere Visionen in die Umsetzung bringen. Nicht umsonst heißt es: Was du denkst, das bist du. ODER. Wie du über dein Leben denkst, auch unbewusst, so wird es!

Journaling durchbricht für 20 bis 30 Minuten das Unbewusste dieser Gedanken und bringt sie dir ins Bewusstsein. Journaling macht deine Gedanken für dich selbst sichtbar und damit nachvollziehbar.

Journaling am Morgen

Journaling als Morgenritual

Beim Journaling nimmst du dir Zeit für dich und diese Gedanken. Du schreibst für rund 20 Minuten alles nieder, was dir durch den Kopf geht. Am besten schreibst du mit der Hand. Du zensurierst nichts. Es muss sich dabei um keine weltbewegenden Inhalte handeln. Es gibt kein Ziel, Dein Schreiben muss niemandem gefallen, du schreibst einfach alles nieder, was dir durch den Kopf geht. Am besten bleibt dein Stift immer auf dem Papier, du setzt ihn nie ab. Du schreibst und schreibst und schreibst. Lass dich einfach überraschen, was da so kommt und in dir passiert. 

Ich zelebriere mein Journaling seit etwa 7 Wochen als Morgenritual. So wird es auch empfohlen. Dafür habe ich mir extra ein schönes rotes Notizbuch gekauft und einen besonderen Stift. Rituale brauchen einfach auch Sinnlichkeit, finde ich. 

Mittlerweile ist das Journaling aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Es zeigt bei mir ganz klar positive Wirkung. Ich habe etwa durch das tägliche Schreiben meine innere Kritikerin viel besser kennengelernt. Noch viel mehr: Ich bin mit meiner inneren Kritikerin ins Gespräch gekommen, hab sie mir vertraut gemacht. Das klingt vielleicht schräg. Ist es auch!

Selbstverständlich habe ich vorher schon gewusst, dass ich - wie alle Menschen -  eine innere Kritikerin in mir trage, die mir immer mal wieder im Weg steht. Aber wie sehr sie mich täglich bearbeitet, wie sehr sie mich bremst im Leben, das weiß ich tatsächlich erst, seit ich jeden Morgen für rund 30 Minuten ALLES niederschreibe, was mir durch den Kopf geht. 

Kürzlich hatte ich etwa einen wichtigen Termin. Und was tat meine innere Kritikerin morgens? Sie wisperte mir zu: "Das geht sicher schief. Du bist nicht kompetent genug." Ein paar Tage später ähnlich. Ich hatte einen Beratungstermin. Meine innere Kritikerin flüsterte: “Denkst Du nicht auch, dass Du Dich da etwas überschätzt?"

Seit ich als Morgenritual Journaling zelebriere, halte ich Gedanken wie diese fest, mache sie mir dadurch bewusst und kann sofort (schriftlich) auf die innere Kritik antworten. Ich kann meiner inneren Kritikerin Einhalt gebieten und schreiben: “Unsinn, ich bin total kompetent! Was redest Du? Klar schaffe ich das!” Seitdem staune ich nur so, wie dies mein Leben verändert. Besser gesagt: Wie es MICH verändert.

Journaling als Morgenritual

Unterschied zwischen Journaling und Tagebuch schreiben

Wer Tagebuch schreibt, hat fast immer das Ziel, besondere Ereignisse oder Gedanken festzuhalten, möchte das Geschriebene irgendwann wieder in die Hand nehmen, nachlesen, sich erinnern. Ereignisse und Gedanken werden dabei bewertet, Tagebucheinträge enthalten meistens Erzählungen.

Beim Journaling ist das Gegenteil der Fall. Du schreibst, ohne dass etwas Besonderes passiert ist und ohne etwas erzählen zu wollen, du machst keinen Rückblick, du bewertest keine Ereignisse. Journaling, das ist das Niederschreiben deiner momentanen Gedanken. Es geht nur darum festzuhalten, was du JETZT denkst. Du lässt deine Gedanken laufen und schreibst einfach mit. Ohne Bewertung. 

Oder, wie der "Story-Dude" und leidenschaftliche Journaling-Anwender Markus Gull in seinem wunderbaren Artikel meint "Man lässt seine Gedanken laufen, schreibt mit und staunt, was man da plötzlich alles aus sich hervorzaubert. Was man sich erklärt, in sich klärt, erkennt und versteht. Was sich dabei in einem verwandelt und erhellt."

Für mich ist Journaling eine Art Achtsamkeitsübung. Jon Kabat-Zinn, der Begründer der Achtsamkeits-Bewegung, hat Achtsamkeit wie folgt definiert: Achtsamkeit ist eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit, die absichtsvoll ist, sich auf den gegenwärtigen Moment bezieht und nicht wertend ist.

Genau das ist mein Journaling. Ich setzt mich hin, nehme mein schönes rotes Buch in die Hand, meinen wunderbaren Stift und schreibe einfach los. Meist beginnt es ganz profan, ich lass die Gedanken kommen und gehen, halte sie nicht fest, habe kein Ziel. Auch wenn meine Kritikerin auftaucht und mich versucht klein zu machen, muss ich nicht aufbrausen oder mich ärgern. Meine Gedanken kommen ohnehin, Dialog entsteht. Ich bin einfach nur schreibende Zuhörerin meiner eigenen inneren Stimmen.

Beim Journaling wird übrigens empfohlen, die Einträge nicht mehr zu lesen. Journaling ist eine Methode, die von selbst Erkenntnisse schafft, indem sie innere Prozesse in Gang bringt. Nachlesen ist nicht nötig.

Ich halte mich allerdings nicht ganz ans Nichtnachlesen. Wenn ich mein tägliches Journaling beendet habe, schau ich meistens noch nach, ob ich aus meinen Gedanken Ideen für Blogartikel oder YouTube-Videos ableiten kann und mache mir dazu am Rande Notizen. Diese Ideen blättere ich dann ab und zu nach.

Journaling

Mach das Journaling zu DEINEM Ritual

Noch ein paar Worte zur Methode. Empfohlen wird, Journaling morgens zu machen, zum Auftakt des Tages. Eine Freundin von mir nennt ihr Journaling etwa ihre “Morning Pages”. Morgens klärt das Journaling die Gedanken, weckt quasi die Gehirnzellen und macht geistig fit für den Tag. Journaling am Morgen ist wie ein Workout für Geist und Seele. 

ABER: Es gibt beim Journaling keine Regeln, kein richtig oder falsch. Du kannst dein ganz persönliches Ritual daraus entwickeln und zu jeder Tageszeit eine Journaling-Pause einlegen. Sollte es dir schwer fallen, einfach loszulegen und mit ganz profanen Gedanken zu starten, dann kannst Du auch mit einer Frage an dich selbst beginnen. 

So könntest du etwa abends schreiben und das Schreiben einleiten mit einer Frage - Beispiele: Was ist heute gut gelaufen? Wofür bin ich heute dankbar? - und daraus ein tägliches Abendritual für dich kreieren. 

Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Du musst auch nicht nur schreiben, du kannst zusätzlich auch zeichnen und doodeln, du weißt schon, kleine Zeichnungen, wie manche Menschen sie beim Telefonieren machen. Mach das Journaling einfach zu einem Highlight deines Tages und sei neugierig auf dich selbst.

Viel Spaß jetzt beim Kennenlernen dieser Methode. Und wenn du magst, berichte mir in den Kommentaren von deinen Erkenntnissen. Ich freue mich darauf!

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Service

Alle Fotos: pixabay.com

Hier noch einmal der tolle Artikel von "Story-Dude" Markus Gull, der das Journaling in einen viel größeren Zusammenhang stellt: https://www.markusgull.com/was-wir-sehen-wenn-wir-serien-sehen/