7 Tipps für mehr Sichtbarkeit als Frau jenseits der 50

Wie oft habe ich den Satz schon gehört? Im Alter wird man als Frau unsichtbar! Dieser Satz hängt wie ein Damoklesschwert über uns, sobald wir die 50 hinter uns lassen, erste Fältchen erscheinen, die Wechseljahre näher rücken oder gar die Haare grau werden. Aber stimmt das denn wirklich? Sind wir zur Unsichtbarkeit verdammt? Oder können wir uns auch gegen diese Unsichtbarkeit stemmen und unseren Platz mitten in der Gesellschaft behaupten? Deshalb hier meine 7 Tipps für mehr Sichtbarkeit als Frau jenseits der 50.

„Du wirst schon sehen, sobald Du graue Haare hast, schaut Dich kein Mann mehr an“, meinte meine weißmähnige ehemalige Kollegin, sah mich verschwörerisch, aber mit einer Hauch von Resignation in den Augen an und ergänzte: „Deshalb braucht man ganz schön viel Mut für graues Haar.“

7 Tipps für mehr Sichtbarkeit als Frau jenseits der 50

In mir sträubte sich alles gegen diesen Satz. Ich merkte, dass ich ihn für mich nicht übernehmen wollte. Sicher, auch ich hatte, trotz rot gefärbter Haare, bemerkt, dass Männer, die mir gefielen, mich nicht mehr ansahen, es zu keinem Blickkontakt mehr kam und zu keinen Flirts. Aber ganz ehrlich, waren diese Männer, deren Aufmerksamkeit ich vermisste, nicht alle mindestens 15 Jahre jünger als ich? War ich flirtmäßig betrachtet nicht irgendwie hängen geblieben in vergangener Zeit? Hinkte ich nicht irgendwie mir selbst hinterher? Die nächsten 14 Tage beobachtete ich genauer und siehe da, ich wurde gesehen, jedoch von Männern meines Alters oder älter! Die hatte ich doch glatt übersehen, diese grauhaarigen Herren mit ihren Hängebäckchen, Falten und kleinen und größeren Bäuchen! Ob sie sich auch unsichtbar fühlen?

Da fällt mir ein: Die erotische Unsichtbarkeit hat auch einen positiven Effekt. Mein Leben lang wurde ich als großbusige Frau blöd angemacht oder gar begrapscht, etwa im überfüllten Bus. Jajaja! Das ist vorbei! Danke Unsichtbarkeit!

Jetzt zur Unsichtbarkeit abseits des Faktors Erotik.

Ja, ich denke, jüngere Menschen nehmen ältere Menschen weniger wahr, übersehen sie, drängeln sich vor, sprechen in einer Runde gezielt Gleichaltrige an und übergehen Ältere. Ich beobachte aber, dass dies beide Geschlechter betrifft, Frau wie Mann. Viele Jüngere stellen Ältere gedanklich aufs Abstellgleis, sie geben uns das Prädikat „Boomer“ und finden, wir wären nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Aber auch hier: Blicken wir zurück in unserer Jugend, denken wir an uns als damals 20- oder 25-Jährige. Haben wir uns zu der Zeit für Ältere interessiert? Haben wir sie wahrgenommen, ernst genommen? Oder hatten wir Älteren gegenüber nicht auch Vorurteile, dachten wir nicht auch, sie wären altmodisch und haben wir damals nicht auch eher gelebt nach dem Motto: Uns gehört jetzt die Welt!

Ich glaube, wir können nicht von jungen Menschen verlangen, unsere Sichtbarkeit zu fördern. Das müssen wir schon selbst übernehmen. Am besten, indem wir aufhören zu lamentieren, uns weigern, sich zur Ruhe zu setzen und stattdessen mitten im gesellschaftlichen Leben bleiben. Warten wir nicht auf den Sinneswandel der jüngeren Gesellschaft. Seien wir selbst der Sinneswandel! Bleiben wir aktiv, laut und sichtbar!

Hier nun für alle Frauen meine

7 Tipps für mehr Sichtbarkeit auch jenseits der 50

Sichtbar statt unsichtbar jenseits der 50

Tipp 1: Lass die Vergangenheit los, gehe in die Zukunft!

Keine Frage, die 30 liegen hinter uns, das Leben hat seine Spuren hinterlassen, in der Seele, am Gesicht und auch am Körper. Das ist bedauerlich, aber seien wir ehrlich, auch als wir jung waren, war nicht alles eitel Sonnenschein. Wie mager damals unser Selbstbewusstsein war, wie wenig wir uns zugetraut haben, wie sehr wir damals – obwohl faltenlos- schon mit unserem Aussehen gehadert haben, mit angeblich zu dicken Oberschenkeln, mit zu kleinen oder zu großen Brüsten. Dagegen stehen: Unsere heutige Kraft, das viele Wissen und die große Kompetenz, die wir uns in all den Jahren angeeignet haben. Wir ruhen wir in uns wie nie zuvor, wir wissen, was wir können und wer wir sind, wir haben unseren eigenen Stil gefunden und müssen nicht mehr jedem gefallen. Was für eine Wohltat!

Ist das nicht genug Grund, die Jugend jetzt loszulassen und, statt der Vergangenheit nachzuweinen, endlich kraftvoll in die Zukunft zu gehen? Du wirst sehen, der neugierige Blick in die Zukunft gibt Energie. Menschen, die energiegeladen nach vorne blicken, sind nicht unsichtbar! Sie sind voller Kraft und strahlen!

Tipp 2: Liebe dich, wie du bist!

Wir wollen gesehen, begehrt, wertgeschätzt und geliebt werden, denken aber selbst oft ganz schlecht über uns, keine Spur von Selbstliebe. Warum soll uns jemand bei solch negativen Gedanken interessant finden und wahrnehmen wollen? Wie lange wollen wir noch herumlaufen mit alten Glaubenssätzen wie „Ich bin zu dick“ oder mit neu entwickelten inneren Sätzen wie „Mit meinen grauen Haaren bin ich unsichtbar.“

Fangen wir doch an, endlich positiv über uns zu denken! Statt „Mahhh, habe ich viele Falten im Gesicht“ könntest du sagen „Meine Augen funkeln wie eh und je“ oder auch „So stark wie heute, war ich noch nie!“.

Höre auf, an dir rumzumäkeln und liebe dich endlich selbst. Das geht nicht von heute auf morgen, ich weiß, aber bleibe dran, denn es lohnt sich! Wer sich selbst mag, signalisiert: Schaut mich an, das bin ich! Außerdem: Willst Du am Ende deines Lebens zurückblicken und feststellen, dass du dir dein gesamtes Leben lang selbst die Kraft geraubt hast durch deinen negativen Blick auf dich selbst?

Tipp 3: Fokussiere Dich auf deine Stärken!

Solange wir darauf aus sind, möglichst lange jung auszusehen, legen wir den Fokus auf einen Vergleich, bei dem wir langfristig nur verlieren können. Ein Gesicht lässt sich straffen, ein Busen heben, eine Figur trainieren, aber Hals, Hände, Haut und Stimme werden altern. Unerbittlich.

Warum nicht Frieden schließen mit dem Älterwerden und sich auf jene Stärken konzentrieren, die durch das Älterwerden erst entstanden sind? Auf deine Souveränität etwa, deinen eigenen Stil, deine Kompetenz, dein Selbstbewusstsein. Spüre deine innere Freiheit, die du dir in all den Jahren erworben hast, deine Unabhängigkeit! Das macht dich heute aus!

Außerdem: Wer in sich ruht, ist präsent und wird in dieser Präsenz auch wahrgenommen. Bring dein Innerstes zum Leuchten und du wirst nicht mehr übersehen!

Tipp 4: Lebe aufregend und leidenschaftlich!

Kaum etwas macht unsichtbarer als Angepasstheit. Wir haben begriffen, dass das Leben nicht ewig dauert und unsere Zeit begrenzt ist. Darüber können wir uns ängstigen oder es bedauern, dass unsere Uhr tickt. Wir können aber auch verstehen, dass unsere Zeit kostbar ist und gelebt werden will. Warum also weiter darüber nachdenken, was andere von uns halten oder über uns denken? Warum sich weiterhin Dinge verbieten, nur weil es anderen nicht gefallen oder gar verstören könnte.

Das Leben findet JETZT statt, also nimm dir die Freiheit, dein Leben ganz nach deinen Wünschen zu leben. Tanze die Nacht durch, wenn dir nach tanzen ist. Singe, wenn dir nach singen ist. Lass dir ein Tattoo stechen und färbe dir die Haare lila, wenn du dir das wünscht. Wiege deine Hüften, wenn du gehst, zieh die Schuhe aus und laufe barfuß. Wage kleine und große Abenteuer. Lebe, liebe, lache!

Tipp 5: Misch dich ein, erhebe deine Stimme!

Sicher, es gibt diese Menschen, die andere zur Seite schieben und sich in den Vordergrund drängen, die meinen, der Nabel der Welt zu sein. Sich zurückzuziehen in so einer Situation ist zwar verständlich, aber alles andere als gut für das eigene Selbstbewusstsein. Darum: Drüberstehen, lautet die Devise, und das Wort erheben. Du hast Lebenserfahrung und trägst so viel Kompetenz in dir, wie noch nie zuvor. Misch Dich ein, steh auf, stelle Fragen, sage Deine Meinung. Dann kann das Gegenüber gar nicht anders, als sich dir zuzuwenden.

Und dann gibt es noch diese Männer, die meinen, sie müssten das Wort erheben und uns Frauen- ob alt oder jung- die Welt erklären. Ja, sie nerven! Mansplaining ist ein unangenehmes Phänomen. Aber mal ehrlich, gab es das nicht immer schon? Warum also jetzt darüber ärgern oder gar gekränkt sein? Drüberstehen, lächeln und den klugscheißenden Mann ad absurdum führen. Lass dich beispielsweise ausführlich beraten, frage bis ins kleinste Detail nach und, wenn er es bis dann noch nicht verstanden hat, sag am Ende einfach selbstbewusst: „Danke, dass du mir 55 jährigen Frau so toll die Welt erklärt hast“. Sei dir sicher, dieser Mann wird dich weder noch einmal übersehen, noch erneut zum Mansplainer werden.

Tipp 6: Bleibe sinnlich!

Keine Frage, manche Männer nehmen Frauen nur wahr, wenn sie in ihr Beuteschema passen. Alle anderen Frauen ignorieren sie, oft ohne dies zu merken. Darüber können wir uns ärgern, es persönlich nehmen und gekränkt sein. Wir können das Übersehenwerden auch mit unserem fortgeschrittenen Alter in Verbindung bringen und uns einreden, das würde passieren, weil wir unsichtbar sind.

Wir könnten aber auch anerkennen, dass wir noch nie für alle Männer dieser Welt ins Beuteschema gepasst haben. Dem einen waren wir zu dick, dem anderen zu dünn, wir waren zu großbusig, zu kleinbusig, zu jung, zu alt, zu braun, zu blond, zu klug und sehr oft zu kompliziert. Und? Wir haben es überlebt. Warum also jetzt gekränkt sein? Und überhaupt: Dreht sich die Welt nur um das andere Geschlecht? Könnten wir das mit dem „ich muss gefallen“ nicht endlich mal loslassen und uns stattdessen einfach um unser Lebensgefühl kümmern? Um unserer eigene Lebenslust, unsere Sinnlichkeit!

Versöhne dich mit deinem Körper und tu ihm Gutes. Nimm wahr, wie viele Jahre dieser Körper dich bereits sicher durchs Leben trägt und dich beheimatet. Danke ihm, verwöhne ihn, gönne ihm duftende Bäder, Massagen und Bewegung. Und merke: Weiblichkeit und Erotik vergehen nie. Was magst du an dir? Deine Art Gefühle zu zeigen, deine Art zu tanzen, deine warme Stimme, deine Hände, deine Hüften, deinen warmen Bauch? Erotik ist mehr als perfekte Haut und ein straffer Körper. Lebe deine Sinnlichkeit und du strahlst sie auch nach außen auch aus!

Tipp 7: Sei ein Paradiesvogel!

Viele Frauen neigen, je älter sie werden, zur Tarnung. Größe XL, damit die menopausale rundliche Figur nicht mehr zu sehen ist. Praktischer 0815-Haarschnitt, weil das Haar dünner geworden ist. Weniger Dekolleté, unauffälligeres Make-up, längerer Rock. Schluss damit!

Entdecke dich modisch neu! Bunt statt beige! Wage auffallende Ketten, große Ohrringe, außergewöhnliche Ringe. Trage bunte Tücher im Haar, greif zu neuen Farben bei der Kleidung, experimentiere und habe Spaß dabei. Wir leben in einer Zeit, in der wir Frauen auch jenseits der 50 alles tragen dürfen, was uns gefällt. Paradiesvogel zu sein, ist auch gar nicht teuer. In Vintageläden und auf Flohmärkten findest du wahre Schätze für ein neues Ich.

Zurück zu mir und meiner Sicht auf das Thema Unsichtbarkeit und Alter.

Wann immer ich den Satz höre „Im Alter wird Frau unsichtbar“ muss ich an Juliane denken. Sie ist mein großes Vorbild. Ich begegnete ihr auf einer Vernissage. Sie war alt - später erfuhr ich, sie war 92 – und trotzdem sah ich sie sofort. Sie trug eine schwarze Hose, einen engen schwarzen Pulli, elegante Schuhe, ihr Haar war akkurat geschnitten, kinnlang und strahlend weiß, die Lippen waren rot und über die Schulter hatte sie ganz lässig ein sonnengelbes Cape geworfen. Nach der offiziellen Eröffnung und dem Flanieren von Bild zu Bild, gab es südamerikanische Musik. Samba. Die BesucherInnen standen im Halbkreis um die Musiker. Unentschlossen. Da trat Juliane in die Mitte, schloss ihre Augen und begann zu tanzen. Allein. Die Menge stand und hielt den Atem an.

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