Demenz. Ein Wort, das den meisten Menschen große Angst macht. Wohl auch deshalb, wird selbst kleine Vergesslichkeit rasch mit Alzheimer oder Demenz in Verbindung gebracht, vor allem, wenn die betroffene Person bereits etwas älter ist. Aber nicht jede Vergesslichkeit, nicht jede kleine Verwirrtheit ist gleich eine Demenz. Abwarten und Tee trinken ist die Devise. Und zum Facharzt gehen, wenn die Vergesslichkeit tatsächlich zunimmt, länger andauert oder man sich einfach Sorgen macht.
Kürzlich hat mich eine Frau kontaktiert, die bei ihrem Vater Vergesslichkeit beobachtet hatte. Sie war ziemlich aufgebracht, wollte von mir wissen, ob ihr Vater Alzheimer bekommen würde und fragte mich, wie sie und ihre Familie das dann schaffen könnten.
„Es geht um meinen Vater, ich glaube er bekommt eine Demenz“, meinte die anrufende Frau mit aufgeregter Stimme. „Er wiederholt sich ständig, erzählt mir immer und immer wieder das Gleiche, fast nur Geschichten aus seiner Arbeit, die aber schon 10 Jahre zurückliegt. Außerdem verlegt er ständig seine Schlüssel und seine Brille. Ist das ein Anzeichen für Alzheimer? Sind das Symptome für eine Demenz? Was soll ich jetzt tun?“
Es dauerte eine Weile, aber ich konnte die besorgte Tochter schließlich doch beruhigen. Nicht jede Vergesslichkeit, nicht jede Wiederholung von Lebensgeschichten ist sofort eine Demenz! Wie oft hatte ich solche Aufregungen schon gehört.
Frauen Mitte 50, die meinten, plötzlich alles zu vergessen und Angst hatten, an Demenz zu leiden, dabei waren es – wie das Coaching zeigte - ganz simpel die Wechseljahre, die das Gehirn der Frau quasi neu organisierten, weswegen es eine Weile nicht ganz rund lief. Männer jenseits der 65, die jede kleine Vergesslichkeit, jede gedankliche Unachtsamkeit mit Alter und Demenz in Verbindung brachten. Im Coaching kam heraus, dass sie sich durch den Eintritt in die Pension als überflüssig erlebten, weil niemand sie mehr brauchte und sie nun vor allem um sich selbst kreisten. Kinder, die anriefen, weil ihr alter Vater/ Mutter nach einer Operation verwirrt war, mit der Diagnose Demenz aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Später – beim Facharztbesuch- stellte sich heraus, es war ein Delir, eine häufige, aber bei entsprechender Therapie vorübergehende Komplikation bei Operationen im höheren Alter.
Woran erkennt man nun eine „richtige“ Demenz?
Die Diagnosestellung einer Demenz gehört in die Hand der ExpertIn, zumindest sollte ein Facharzt (Neurologie/ Psychiatrie/ Geriatrie) aufgesucht werden oder, noch besser, eine Memory-Klinik, diese sind meistens an neurologische Stationen angeschlossen.
Es gibt für die Demenz zwar Warnsignale, zum Beispiel Vergesslichkeit, Wortfindungsstörungen, Orientierungsprobleme und Verhaltensänderungen, aber diesen muss nicht automatisch eine Demenz zugrunde liegen. Stresssituationen, zu wenig Schlaf über längere Zeit, hormonelle Störungen, Fehlernährung, Flüssigkeitsmangel, Infektionen, Hirntumore können die geistigen Fähigkeiten ebenfalls negativ beeinflussen. Außerdem verändern sich mit dem Älterwerden auch unsere kognitiven Fähigkeiten. So verarbeiten wir etwa neue Informationen nicht mehr so schnell und wenn wir unser Gehirn nicht regelmäßig fordern, kann Vergesslichkeit zunehmen. Eine Demenz ist das aber noch lange nicht.
Eines kann mit Sicherheit gesagt werden: Je akuter und dramatischer das Geschehen, desto weniger ist es eine Demenz. Akute Verwirrtheit, plötzliche Sprachprobleme oder Orientierungslosigkeit gehören sofort zum Arzt. Hier könnte eine Vergiftung, eine Hirnblutung oder auch Blutzuckerprobleme die Ursache sein. Alle milderen Symptome können vorerst einmal beobachtet werden. Nimmt die Vergesslichkeit zu? Kommen weitere Symptome hinzu? Abwarten, Tee trinken und beobachten.
Die Entwicklung einer Demenz wird ausgelöst durch fortschreitende hirnorganische Veränderungen und geschieht immer schleichend. Man sagt, die Veränderungen im Gehirn fängt bereits 10/ 20 Jahre vorher an, die Symptome der Demenz zeigen sich dann aber erst viel später und auch nur nach und nach. Beobachtet man also Vergesslichkeit, Wortfindungsstörungen oder Orientierungsprobleme über einen längeren Zeitraum oder nehmen diese Symptome spürbar zu, sollte unbedingt ein Facharzt/ eine Fachärztin konsultiert werden. Und selbstverständlich ist ein Arztbesuch immer angebracht, wenn man sich Sorgen macht, denn Sorgen machen krank.
Welchen Rat habe ich nun der aufgeregten Tochter gegeben?
Ich habe ihr vor allem empfohlen, einfach mal zu beobachten, mit den Eltern in Kontakt zu kommen und für eine gute Beziehung zu sorgen. Sollte sich Vater oder Mutter selbst irgendwelche Sorgen machen, können die in einer guten Beziehung eher geäußert werden. Harmlose Gespräche über Gesundheitsvorsorge, vielleicht einleitend mit dem Bericht über eine eigene Gesundheitsvorsorgeuntersuchung, könnten einen Hinweis geben, ob die Eltern mit einem Arzt in Kontakt sind. Offene Gespräche über Ängste beim Älterwerden könnten ebenfalls hilfreich sein.
Ich habe ihr außerdem geraten, gezielt Fragen zu stellen nach Aktivitäten, die kürzlich stattfanden, um zu sehen, wie präsent diese dem Vater sind. Es kann auch helfen, solche Fragen mehrmals zu stellen, um zu sehen, ob man immer die gleiche Antwort erhält. Ich kann mich erinnern, wie mein Mann und ich die Demenz meiner 1000 Kilometer entfernt lebenden Schwiegermutter entdeckten. Mein Mann rief seine Mutter täglich an und fragte, wie sie in den Tag gestartet war. Auf meine Empfehlung hin tat er das eines Tages zwei Mal, im Abstand von einer Stunde. Er bekam zwei völlig unterschiedliche Antworten. Zuerst erzählte sie ihm „Ich habe schon geduscht, dann einen Kaffee getrunken, ein Butterbrot gegessen und mit dem Hund war ich auch schon draußen.“ Eine Stunde später teilte sie mit „Ich hatte heute keine Lust auf Frühstück, aber ich habe lange gebadet und jetzt geh ich dann mit dem Hund.“ Als wir diese Anrufe wiederholten und auch andere Wege fanden, diese Entdeckung zu verifizieren, wurden die kognitiven Probleme meiner Schwiegermutter immer deutlicher und dann auch diagnostiziert.
Außerdem habe ich der besorgten Tochter meine
kostenfreie Checkliste zur Vorbereitung auf das Arztgespräch
gegeben. Sollte sich Ihre Vermutung bewahrheiten und sich die Hinweise auf eine Demenz verdichten, würde dieser Bogen bei der Vorbereitung auf das Arztgespräch helfen. Weil wer kennt sie nicht, die mit Angst besetzten Arztgespräche, nach denen man sich maßlos über sich selbst ärgert, weil man vergessen hat wichtige Fragen zu stellen.
Mit meiner kostenfreien Checkliste zur Vorbereitung des Arztgesprächs passiert das nicht! Eine gute Vorbereitung - für Betroffene, wie auch begleitende Angehörige - führt zu Klarheit, fokussiert und stabilisiert emotional. Gut vorbereitet, mit einer Checkliste in der Hand, sitzt man als betroffene Person wie auch als Begleitperson dem Arzt gleichberechtigter gegenüber und verliert, auch wenn es emotional wird, wichtige Fragen nicht aus den Augen.
Meine Checkliste zur Vorbereitung auf das Arztgespräch kannst übrigens auch Du Dir kostenlos downloaden. Es gibt sie zwei Mal, einmal für Angehörige, einmal für Betroffene.
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