Kennst du die größte Angst älterwerdender Menschen? Nein, es sind nicht die Angst vor Pflegebedürftigkeit oder vor dem Sterben! Die meisten Menschen haben Angst vor Vergesslichkeit. Umso mehr möchte ich mit dem heutigen Blogartikel ein paar Anregungen geben, wie du dein Gehirn fit und aktiv halten kannst.
Auch in meinen Seminaren zur Pensionsvorbereitung wird mit eine Frage immer wieder gestellt: Was kann ich tun, damit ich lange geistig fit und gesund bleibe? Tatsächlich ist diese Frage gerade am Übergang in die Pension eine wichtige. Denn auch wenn das kaum jemand hören will, aber der Pensionseintritt ist für unser Gehirn nicht förderlich. Bei manchen Menschen führt er zu einem regelrechten kognitiven Einbruch. Unser Gehirn liebt es nämlich, wenn wir uns anstrengen, Aufgaben lösen und arbeiten.
Eine Demenz verhindern kann übrigens niemand. Es handelt sich dabei um eine hirnorganische Erkrankung, die jeden Menschen treffen kann, unabhängig von Bildungsstand oder Beruf. Allerdings gibt es klar Faktoren, die eine Demenz begünstigen oder ihren Ausbruch fördern. Wir können also viel tun, um positiv auf unser Gehirn einzuwirken, um sein volles Potential auszuschöpfen und damit den Ausbruch einer Demenz zu verzögern.
Hier nun meine
5 Tipps, die Dein Gehirn bis ins hohe Alter in Schwung halten
Tipp 1: Setze Dich NICHT zur Ruhe!
Manchem Menschen kann es gar nicht rasch genug gehen, sich endlich in den „verdienten“ Ruhestand verabschieden zu dürfen, sie freuen sich auf die neue Freiheit und darauf, das Hamsterrad der Arbeit endlich zu verlassen. Fragt man aber NeurowissenschaftlerInnen, wann der beste Zeitpunkt wäre, in Pension zu gehen, ist die Antwort klar: Nie!
Der Eintritt in den Ruhestand stellt für das Gehirn eine Zäsur dar. Vergleicht man die Messwerte der sogenannten fluiden Intelligenz (beinhaltet die Fähigkeit, logisch zu denken, neue Informationen zu entwickeln und Probleme zu lösen) von Menschen im Ruhestand und Menschen, die (bei gleichem Alter) weiterhin berufstätig sind, ist bei den RuheständlerInnen ein deutliches Absinken der Werte zu beobachten. Im Ruhestand steigt das Risiko, eine Depression zu bekommen, um sagenhafte 40% und auch die Gefahr an einer Demenz zu erkranken, nimmt zu. Wenn man mit 70 statt mit 65 in Rente geht, senkt man sein Demenzrisiko um 15%. Um nur wenige Beispiele zu nennen.
Daher mein Tipp: Bleibe aktiv. Engagiere dich! Bring dich ein. Schmiede Pläne, setze dir Ziele und erreiche sie auch. Du musst nicht mehr erwerbstätig sein, wenn du nicht willst. Aber sei tätig, es gibt viele Formen von Arbeit und Engagement. Aber suche dir wirklich Herausforderungen. Dein Gehirn liebt es, Aufgaben zu bekommen, für die es sich anstrengen muss.
Noch ein Gedanke: Sind wir mit 60/ 65 nicht eigentlich am Höhepunkt unserer Kompetenz, unseres Wissens? So selbstbewusst wie nie zuvor! Und genau an diesem Punkt ziehen wir uns aus dem Arbeitsleben zurück, gehen freiwillig ins Ausgedinge? Ist das nicht eigentlich eine riesige Vergeudung von Wissen und Energie?
Kein Wunder, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich nach 60 noch einmal aufmachen in eine neue Karriere, die glücklich sind, oft sehr erfolgreich und die, bei guter Gesundheit, ein hohes Alter erreichen.
Zu meiner kritischen Haltung betreff Ruhestand findest Du HIER einen weiteren Artikel.
Tipp 2: Pflege vielfältige Kontakte!
Der größte Risikofaktor für eine Demenz ist Einsamkeit. Oder umgekehrt: Der größte Booster für Dein Gehirn, ähnlich wie Krafttraining für deine Muskeln, ist soziale Interaktion. Dabei geht es nicht nur um tiefe Kontakte zu FreundInnen oder Familie, es geht auch um die vielen kleinen niederschwelligen Begegnungen. Die Freundin trösten, mit dem Bekannten ein Thema kontrovers diskutieren, in einem kleinen Kreis über gelesene Bücher diskutieren, mit der Frau an der Supermarktkassa über das Wetter reden, mit dem jungen Studenten, der nebenan wohnt, über Hiphop und seine Sicht auf die Welt.
Kontakte, Begegnungen, Austausch tun deinem Gehirn so gut! Aber Achtung: Es sollte um positive Themen gehen. Wer nur über Beschwerden des Älterwerdens redet oder gerne über die junge Generation schimpft, tut seinem Gehirn nichts Gutes und fördert zudem seine Einsamkeit.
Besonders zu empfehlen, sind Kontakte zu Kindern. Mit Kindern spielen, ihnen vorlesen, mit ihnen etwas unternehmen, reduziert Stress und bringt das Gehirn so richtig in Fahrt. AlternswissenschaftlerInnen empfehlen daher, auf einen Freundeskreis zu achten, der Menschen mehrerer Generationen und unterschiedlicher Lebensbetrachtung umfasst.
Tipp 3: Besuche Partys und tanze!
Ja, Du hast richtig gelesen! Tanzen ist das neue Turnen! Mit Studien, die belegen, dass regelmäßiges Tanzen unsere motorischen wie auch kognitiven Fähigkeiten fördert, könnte man einen ganzen Ballsaal pflastern. Dabei spielt es keine Rolle, ob du Tango, Walzer oder Samba tanzt. Nur eines ist erwiesen: Paartanz ist dem Freedance mit dir alleine vorzuziehen. Man geht davon aus, dass der Paartanz aufgrund der sozialen Interaktion weitreichender auf unser Gehirn wirkt. Auch Berührung und Nähe dürften dabei eine Rolle spielen.
Also, geh regelmäßig aus, wirf dich ins Getümmel, habe Spaß, unterhalte dich, lache und TANZE!
Tipp 4: Lerne, lerne, lerne! Dein Leben lang!
So viel wurde bereits über lebenslanges Lernen geschrieben, dass es mir fast müßig erscheint, auch meinen Senf dazu abzugeben. Daher nur kurz und bündig: Lerne ein Leben lang!
Immer wieder höre ich den Satz: „Aber ich lese jeden Tag ein Kreuzworträtsel/ Sudoku! Das muss doch reichen! Lernen mag ich nicht mehr.“ Gehörst Du auch zu den Kreuzworträtselmenschen, muss ich dich enttäuschen. Wer seit Jahren täglich sein Rätsel löst, erzielt keinerlei Effekte mehr für sein Gehirn. Überhaupt: Unser Gehirn mag keine Gewohnheiten. Es braucht Abwechslung. Ein Instrument oder eine neue Sprache lernen, einen neuen Tanz oder Tai-Chi, Vorträge anhören, Bücher lesen, sich ein neues Hobby aneignen – Lernen kann so vieles sein. Tu es, lerne!
Tipp 5: Pflege eine Haltung der Dankbarkeit!
Wesentlich für ein vitales Gehirn und für ein zufriedenes Älterwerden, sind positive Vibes. Das beginnt mit positiven Vorbildern fürs Älterwerden, einer positiven Haltung zum Leben und Altern und reicht bis zur täglichen Entscheidung, das kleine Glück zu sehen. Die Blume am Wegesrand, das Lächeln eines Menschen an der Bushaltestelle, die ersten Schneeflocken, den Frieden im eigenen Land. Eine ganz besondere Wirkung auf unser Gehirn hat innere Dankbarkeit.
Wer sich in Dankbarkeit übt, etwa indem er ein Dankbarkeitstagebuch führt und sich all die schönen Dinge in seinem Leben laufend vergegenwärtigt, vertreibt negative Gedanken, stärkt sein Wohlbefinden, ist außerdem ein angenehmer Zeitgenosse, hat deshalb meist viele Kontakte und soziale Interaktionen UND - besonders wichtig!- produziert Dopamin, einen Botenstoff, der für die Kommunikation unter den Nervenzellen wichtig ist und der sich im Alter leider reduziert. Bei Dankbarkeit im Herzen sprudelt die Quelle des Dopamins allerdings weiter und umspült unser Gehirn.
Noch einmal kurz zusammengefasst:
Liebe das Leben,
sei Menschen eine gute FreundIn,
tanze, arbeite, lerne
und übe dich in Dankbarkeit.
Service
Buchtipp zum Thema: John Medina. Brain Rules fürs Älterwerden. Lebensfroh, vital und geistig fit bleiben. Hogrefe Verlag .
....in einigen Wochen werde ich das Buch genauer vorstellen. Aber hier schon mal der Link zum Autor John Medina
Sigrid Prihoda says:
Hi Sonja, bin die „Oide“, die dich gestern interviewt hat über deine Arbeit …
mein erster Eindruck: diese Frau weiß, wovon sie spricht, schreibt, was sie anbietet …
Eine Römische Eins erhältst du von mir für die Aufmachung, die Präsentation im Netz!!!!
Herzlichst,
Sigrid
ps: hab erst den Anfang gesehen …
Sonja Schiff says:
Hallo Sigrid, schön, dass Du gleich nach meiner Seite geschaut hast. Danke für die Blumen! Wenn Du magst, kann ich Dich in meine Newsletter-Liste aufnehmen,
dann bekommst monatlich die neueste Info von mir. Und vielleicht sehen wir uns wieder!? Liebe Grüße! 🙂