Die Silver Worker kommen!

Noch verabschieden sich die meisten Erwerbstätigen klassisch in Pension, hören von einem Tag auf den anderen auf zu arbeiten und wenden sich dem Lebensabschnitt Ruhestand zu. Doch immer mehr angehende RuheständlerInnen sind skeptisch. Ein Leben ohne Arbeit erscheint vielen Menschen nicht mehr erstrebenswert. In Deutschland ist dieser Trend deutlicher zu erkennen als in Österreich. Insgesamt aber steht ein Wandel an. Immer mehr Pensionistinnen und Pensionisten wollen arbeiten. Die Silver Worker kommen!

Silver Worker

Die Silver Worker kommen!

Sie werden „Silver Worker“ genannt oder bezeichnen sich selbst als „Free Ager“. Menschen, die sich mit dem Tag des Pensionsantritts NICHT ins Ausgedinge begeben, sondern – meistens in reduzierter Form, aber durchaus auch in Vollzeit – weiterarbeiten.

In Deutschland gehen mittlerweile doppelt so viele RentnerInnen einer Erwerbsarbeit nach, als dies 2010 noch der Fall war. 2019 waren immerhin bereits 20.8 % der RuheständlerInnen erwerbstätig. Ein Trend, der politisch erwünscht ist. An einer steigenden Quote erwerbstätiger RentnerInnen wird in Deutschland gezielt gearbeitet.

Anders in Österreich. Bei Statistik Austria sind zum Anteil arbeitender PensionistenInnen gleich gar keine Zahlen zu finden. Aber immerhin ist zu erfahren, dass 2020 4,5% der Menschen 65plus noch erwerbstätig waren, in totalen Zahlen 72900 Menschen.

Aus Sicht der österreichischen Unternehmen wird das Thema Erwerbsarbeit in der Pension aber durchaus an Relevanz gewinnen, wie 2020 eine Umfrage von Deloitte Österreich und dem Social Business Vollpension zeigen konnte. 90 % der Unternehmen rechneten damit, dass Erwerbsarbeit in der Pension in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird und dieser Trend dem bestehenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken könnte.

Altes Denken behindert den Trend zum Silver Working

Allerdings hinken die Rahmenbedingungen dem Trend hinterher. Neben mangelhaften steuerrechtlichen Rahmenbedingungen, die Arbeit in der Pension nicht sonderlich attraktiv machen, ist es vor allem die weiterhin bestehende Stigmatisierung, die Ruheständler daran hindert, Arbeit zu finden. Menschen in Pension wird immer noch eine verminderte Leistungsfähigkeit unterstellt und nur 11 % der befragten Unternehmen sehen einen Mehrwert darin, RuheständlerInnen zu beschäftigen. Kein Wunder also, dass 27 % der Silver Worker diese Stigmatisierung auch als Hürde in ihrem Arbeitsalltag sehen.

Das Stigma ist allerdings nicht nur bei Unternehmen, sondern auch in den Köpfen vieler angehender  RuheständlerInnen präsent, wie ich in meinen Pensionsvorbereitungs-Seminaren oft erfahren muss. TeilnehmerInnen, die im Seminar kundtun, weiterarbeiten zu wollen, werden im ersten Impuls meistens belächelt, als Schwächlinge abgetan, als Menschen, die etwas falsch machen im Leben. Erst durch gemeinsames Reflektieren in der Gruppe werden diese stigmatisierenden Bilder verworfen.

Die Babyboomer werden das Bild vom Ruhestand verändern

In der Pension zu arbeiten, Silver Worker zu sein, liegt im Trend. Auch eine kleine niederschwellige Umfrage in meinem näheren Umfeld, es beteiligten sich 100 Personen, bestätigt diesen Trend. Folgendes Bild entstand: 37% meinten, sie würden klassisch in Pension gehen wollen und ihr Leben einfach genießen. 48,1 % wollte in reduzierter Form weiterarbeiten und auch das Leben genießen. Immerhin 14,9 % meinten, sie wollten weiterarbeiten wie bisher.

In den nächsten Jahren kommt die Generation der Babyboomer ins Pensionsalter und ich bin sehr sicher, dass viele Menschen dieser Kohorte keine Lust auf den klassischen Ruhestand haben. Sie haben bei ihren Eltern live miterlebt, wie das Ende des Erwerbslebens in die Sackgasse führte und nach ein paar wenigen Jahren Freiheit, gähnende Leere und soziale Isolation herrschten.  Das wollen viele Babyboomer nicht wiederholen.

Freude an der Arbeit als Motivation

So lässt sich auch erklären, warum Silver Worker seltener das finanzielle Interesse als Grund für die Erwerbsarbeit nennen. Im Vordergrund stehen für sie die Freude an der Arbeit, das soziale Eingebundensein und die Lust an der Herausforderung.

Auch ich selbst bin Ruhestands-Skeptikerin und werde weiterarbeiten, wie ich in meinem Video dieser Woche erzählt habe.

Und wie denkst Du über den Ruhestand? Welche Pläne hast Du für Deinen dritten Lebensabschnitt? Nichts tun und das Leben einfach genießen? Reduziert weiter arbeiten und genießen? Oder weiterhin arbeiten wie bisher?

Lass es mich wissen!

Service

Weiterführende Artikel:

Mein Coaching-Angebot:

Wenn Du Dir Klarheit verschaffen möchtest, wie Du Dein Leben in der Pension anlegen willst, stehe ich Dir als Coach zur Verfügung. HIER findest Du nähere Informationen.

Blogfoto von iStock.