Buch Masterthesis

Vom Älterwerden und generativen Verhalten kinderloser Frauen

Sonja Schiff: Vom Älterwerden und generativen Verhalten kinderloser Frauen

Immer mehr Menschen leben und altern kinderlos

Kinderlose Menschen haben im Alter ein höheres Risiko, Einsamkeit zu erleben. Deshalb stand im Zentrum bisheriger Forschung die Frage nach den sozialen Kontakten alter kinderloser Menschen.

Kinderlosen wird von der Gesellschaft unterstellt, nichts zum Generationenvertrag beizutragen. Sie gelten als „TrittbrettfahrerInnen“ im Sozialsystem, die kaum Verantwortung übernehmen für nächste Generationen. Altern wird als lebenslanger und individueller Prozess verstanden, der nur in der Betrachtung über den Lebensverlauf zu verstehen ist.

Die vorliegende Arbeit war meine Masterthesis. Sie hatte zum Ziel, Einblicke in das Älterwerden kinderloser Frauen zu erhalten. Ich bin dazu der Frage nachgegangen, ob der Grund und die Entstehung von Kinderlosigkeit auf den Alternsprozess wirkt und ob kinderlose Frauen auch generativ tätig sind (also etwas für nachfolgende Generationen beitragen). Dabei wurde auf mögliche Unterschiede zwischen gewollt und ungewollt kinderlosen Frauen geachtet.

Den Hauptdatenbestand der qualitativen Untersuchung bilden 5 Interviews mit kinderlosen Frauen zwischen 55 und 75 Jahren, davon waren zwei Frauen ungewollt kinderlos und drei gewollt kinderlos.

Die Ergebnisse zeigen, der Weg zur Kinderlosigkeit ist ein Schlüsselprozess im Leben kinderloser Frauen. Eine bewusste Entscheidung für ein Leben ohne Kind beeinflusst den biographischen Verlauf und das Älterwerden der Frau positiv. Gewollt kinderlose Frauen erleben in der retrospektiven Betrachtung kaum Wehmut, sie haben einen positiveren Blick auf ihr Altern und klarere Pläne für den Fall von Pflegebedürftigkeit. Unabhängig ob gewollt oder ungewollt kinderlos, sind Frauen ohne Kinder im Alter wirtschaftlich abgesichert, wissen um ihr Risiko im hohen Alter alleine zu sein und legen großen Wert auf ihre Selbständigkeit. Sie haben Kontakte zu Jüngeren und bringen sich in vielfältiger Weise, bis hin zu materiellem Transfer, für jüngere Generationen ein.